Effektive Klavier Fingersätze – Grundlagen und Bedeutung

Zuletzt aktualisiert am 14. Februar 2024

Klavier Fingersätze sind ein wichtiges Hilfsmittel beim Erlernen eines Klavierstückes, denn sie geben oftmals die optimale Belegung der Tasten mit den entsprechenden Fingern vor. Dennoch sind Fingersätze auch immer eine sehr individuelle Angelegenheit und sollten immer auf Machbarkeit überprüft werden.

Fingersatzübungen verbessern das Grundverständnis, wo welche Finger platziert werden sollen und verbessern zeitgleich natürlich auch die Feinmotorik und das technische Spiel. Schwierige Passagen können so schneller erlernt werden, da die Bewegungsmuster schon durch die Fingerübungen regelmäßig einstudiert werden können.

Klavier Fingersätze geben an, mit welchem Finger ein Ton gespielt werden soll – es handelt sich also um eine Art „Gebrauchsanweisung“ und Hilfsmittel.

Wie wird der Fingersatz beim Klavier spielen angegeben?

Die Angabe des Fingersatzes ist vergleichsweise einfach, da dies mit den Zahlen von 1 bis 5 geschieht. Nachfolgend findest du eine Tabelle mit den Nummern und welche Finger diese konkret bezeichnen:

1 – Daumen

2 – Zeigefinger

3 – Mittelfinger

4 – Ringfinger

5 – Kleiner Finger

Den Fingersatz findest du in den Noten meist unter oder über den Noten und dies auch nicht im gesamten Stück, sondern nur an den Stellen, an welchen es der Herausgeber der Noten für wichtig hält.

Sie können so natürlich auch je nach Notenausgabe unterschiedlich sein. Ich persönlich nutze am liebsten Notenausgaben von Henle, da in diesen sehr gute und eindeutige Fingersätze notiert sind, die ich für mich persönlich kaum mehr abändern muss.

Wenn also über einer Note die Nummer 4 steht bedeutet dies, dass diese Note mit dem Ringfinger gespielt werden soll.

Die Anweisungen ergeben natürlich am meisten Sinn, wenn es sich um schwierige Läufe oder besondere Akkordstrukturen handelt, die nicht alltäglich vorkommen.

Jedoch solltest du bedenken, dass Fingersätze nicht in Stein gemeißelt sind und immer auch individuell anpassbar sind. Hier solltest du dich wirklich gut mit dem Stück und den vorgeschlagenen Fingersätzen auseinandersetzen, um zu überprüfen, ob diese auch wirklich passend für dich und deine Handgröße sind.

Hier ein Beispiel von mir persönlich:

Ich spiele die Etude Opus 10 Nr. 1 von Chopin aus der Henle-Ausgabe. In Takt 31 schlagen die Herausgeber einen Fingersatz von 1, 2 und 4 für die ersten drei Töne der Akkordbrechung vor. Da ich relativ kleine Hände habe, kann ich den dritten Ton nur sehr schwer mit dem vierten Finger erreichen, weshalb ich den Fingersatz für mich in 1, 2 und 3 (also mit dem Mittelfinger) geändert habe.

Mein Tipp:

Wenn du nach Revision der vorgeschlagenen Fingersätze und deinen eigenen Überlegungen einen für dich gut machbaren Fingersatz gefunden hast, bleibe auf jeden Fall dabei und übe diesen konsequent ein! Nur durch die Wiederholung mit dem immer gleichen Fingersatz können sich dein Gehirn und deine Finger diese Passage merken.

Warum regelmäßige Fingersatzübungen unverzichtbar sind

Fingersatzübungen sind für jeden Klavierspieler und jede Klavierspielerin wichtige Werkzeuge zum Erlernen grundlegender Bewegungsmuster und der Verbesserung der Fingerfertigkeit. Auch zum Warmspielen helfen Fingersatzübungen gut, da alle Finger involviert sind.

Grundlegende Fingersatzmuster für Anfänger beim Klavier spielen

Praktischerweise gibt es ein paar Regeln, die auch für Anfänger und Anfängerinnen leicht verständlich und gut umsetzbar sind. Sie dienen vor allem dazu, eine Regelmäßigkeit der Bewegungen zu garantieren und zu gewährleisten, dass durch den richtigen Fingersatz flüssige Bewegungen auf der Klaviertastatur möglich sind.

1. Fingersätze bei Tonleitern

– Aufwärts: 1 – 2 – 3 – 1 – 2 – 3 – 4 – 5

– Abwärts: 5 – 4 – 3 – 2 – 1 – 3 – 2 – 1

2. Fünfton-Übungen

– Aufwärts: 1 – 2 – 3 – 4 – 5

– Abwärts: 5 – 4 – 3 – 2 – 1

3. Akkorde (hier der Dreiklang)

– Grundstellung: 1 – 3 – 5

Dies sind die einfachen Grundregeln, wie du deine Finger richtig in den verschiedenen Spielsituationen positionierst. Ich empfehle dir besonders, die Fingersätze in verschiedenen Tonleitern zu üben, da sich hier zwar nicht der Fingersatz an sich, aber die Bewegung durch die Einbeziehung der schwarzen Tasten (im Gegensatz zur C-Dur-Tonleiter, die nur weiße Tasten beinhaltet) stark verändert. Sie sind ideal zum Einspielen, bevor du in dein richtiges Übprogramm einsteigst.

Worauf sollte ich bei der Wahl meines Klavier Fingersatzes achten?

Es gibt ein paar Dinge, die du beachten solltest:

  1. Hand- und Fingerposition: Achte darauf, dass deine Hände und Finger locker auf den Tasten liegen und du dich nicht verkrampfst, um einen bestimmten Fingersatz doch spielen zu können.
  2. Flüssiges und gleichmäßiges Spiel: Übe neue Fingersätze zunächst so langsam, dass du diesen flüssig und gleichmäßig spielen kannst. Steigere erst danach das Tempo, damit sich keine Fehler einschleichen.
  3. Berücksichtige deine individuelle Handstruktur und -größe: Nicht jeder offizielle Fingersatz ist für deine Hand geeignet – beachte dies beim Lesen und ausprobieren der Fingersätze und sei mutig, wenn du Fingersätze ändern musst. Das ist absolut richtig und wichtig!
  4. Ausgleich der Fingerstärke: Nicht jeder Finger ist gleich stark, vor allem der Ringfinger gilt häufig als einer der eher schwächeren Finger. Beachte dies bei den Fingersätzen und übe ggf. Stellen mit betontem 4. Finger, um ihn zu trainieren.
  5. Tempo: Beginne immer sehr langsam, sodass du den neuen Fingersatz wirklich flüssig spielen kannst. Etwas Neues muss erst ein paar Mal (meistens 5 bis 9 Mal) wiederholt werden, damit es sich setzt.
  6. Handbewegungen minimieren: Achte darauf, deine Finger zu bewegen, nicht unbedingt den ganzen Arm (oder Körper). Fingersatzübungen dienen vor allem dazu, die Fingerbeweglichkeit zu verbessern, nicht große Bewegungen vom Arm oder der Schulter aus zu forcieren.
  7. Experimentieren und Anpassen: Sei offen und mutig, wenn du feststellst, dass für dich persönlich die vorgegebenen Fingersätze nicht zu 100% passen. Das Herausarbeiten der eigenen Fingersätze macht nicht nur Spaß, es hilft dir letztendlich auch, das Stück wirklich gut zu spielen.

Denke immer daran: Fingersätze sollen dir helfen, das Stück bestmöglich zu spielen. Nutze Fingersätze, die dir persönlich helfen und bearbeite diese ggf. so lange, bis sie zu dir und deinem Klavierspiel passen.

Klavier Fingersätze (Infografik)

Klavier Fingersätze

Fazit

Für mich persönlich bedeutet Klavierspielen die Kombination aus technischer Perfektion (so weit es möglich ist) und emotionalem Ausdruck.

Anweisungen zum Setzen der Finger helfen hier zum einen, die technische Ausführung zu verbessern und Anregungen für die korrekte Spielweise zu bekommen. Fingersätze bieten also eine Art „Anleitung“ zum Spielen eines Stücks.

Bestimmte Fingersätze sind grundsätzlich vorgegeben, wie z. B. beim Spielen einer Tonleiter, verschiedener Tonfolgen oder Dreiklänge. Vor allem Tonleitern in den verschiedenen Tonarten eignen sich sehr gut, Fingersätze zu üben und sich so warm zu spielen.

Nicht jeder vorgegebene Fingersatz passt zu jedem! Setze dich mit dem Notentext auseinander und korrigiere die Fingersätze, wenn dir eine andere Abfolge der Finger sinnvoller erscheint. Vor allem Menschen mit kleineren Händen (hierzu zähle ich definitiv) müssen hier öfters mal vom vorgegebenen Schema der Herausgeber abweichen, was aber völlig in Ordnung ist.

Wenn du einmal deine für dich perfekten Fingersätze gefunden hast – bleib dabei und übe sie geduldig ein! Steigere erst langsam das Tempo, damit sich die neuen Bewegungsmuster einprägen können.

Falls du richtig Klavier lernen möchtest, schau dir gerne auch meinen Artikel zum Klavierkurs an.

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In dem Artikel Besser Klavierspielen mit Fingersatz auf der Website von bonedo findest du weiteres nützliches Wissen zum Thema Fingersatz.

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